Neues Preissystem in der Fernwärme ab April

Stadtwerke Neumünster gewichten Preisbestandteile für mehr Preisstabilität und Transparenz neu
Neumünster (swn). Die Stadtwerke Neumünster führen zum 1. April 2022 ein neues Berechnungssystem beim Fernwärmepreis ein, für bestehende Verträge gilt eine Übergangsfrist bis zum 1. Januar 2023. Das neue System gewichtet künftig die festen und variablen Preisbestandteile neu. Sie sollen die Kosten der Produktion und Verteilung von Wärme besser abbilden. Zusätzlich wird eine Preisgleitklausel eingeführt, die sich an der Kostenentwicklung in Deutschland orientiert. Für einige Kundinnen und Kunden wird Wärme dadurch günstiger, für die meisten erhöht sich der Gesamtpreis zwischen 5 - 25 Prozent. Dafür unterliegt die Jahresrechnung künftig weniger witterungsbedingten Schwankungen. Fernwärme bleibt insgesamt günstig, gerade im Vergleich zu einer Wärmeversorgung mit Gas oder Wärmepumpe.

Mit der Umstellung wollen die Stadtwerke die temperaturbedingten Kosten-schwankungen sowohl bei den Kundinnen und Kunden als auch bei den Stadt-werken verringern. Diese Schwankungen liegen in einem mehr als 30 Jahre alten Preissystem begründet, das fast ausschließlich nach Verbrauch (Arbeits-preis) abgerechnet und fixe Infrastrukturkosten (Grundpreis) der Stadtwerke nur unzureichend abgebildet hatte. „Je nachdem, wie warm oder kalt ein Win-ter war, waren die Wärmekosten aus Sicht der Kundinnen und Kunden oft ein kaum planbarer Posten in der Haushaltskasse“, erklärt SWN-Pressesprecher Niklas Grewe und ergänzt: „Auf der anderen Seite trugen die Stadtwerke das Risiko ausbleibender Einnahmen in milden Wintern fast allein, obwohl die Instandhaltung des Fernwärmenetzes unabhängig von den Temperaturen Kosten verursacht.“ Zudem hätten die Stadtwerke hohe Summen in Anlagen und Netz gesteckt. Laut Grewe investierten die Stadtwerke allein in den letzten zehn Jahren rund 80 Millionen Euro insbesondere in die Umstellung des Netzes von Dampf auf das effizientere Heizwassersystem. Noch einmal so viel Geld fließt in den kommenden 15 Jahren in das Fernwärmesystem. Indem das neue Preissystem Grund- und Arbeitspreis anders gewichtet, beteiligen sich die Verbraucherinnen und Verbraucher einerseits stärker als bisher an den fixen Kosten für die Fernwärmeinfrastruktur. Andererseits federn die Stadtwerke in kalten Wintern die Kosten für die Kundinnen und Kunden ab, da der individuelle Wärmeverbrauch dann einen geringeren Anteil in der Jahresrechnung ausmacht. Rund 25.000 Haushalte beziehen die Fernwärme der Stadtwerke Neumünster, alle Eigentümerinnen und Eigentümer wurden bereits per Brief von der Änderung in Kenntnis gesetzt. Die Weitergabe der Information an die Mietparteien liegt in der Verantwortung der Hauseigentümer.

Kostenverteilung auf alle Schultern
Neu ist nicht nur die stärkere Gewichtung des Grundpreises, sondern auch die Staffelung nach der individuellen Leistung, die für den Anschluss jeder einzelnen Immobilie im SWN-Fernwärmenetz vorgehalten werden muss. Das soll die Kosten im Fernwärmenetzbetrieb gemäß dem Verursacherprinzip abbilden. Denn unabhängig vom Wärmeverbrauch verursacht jeder einzelne Anschluss und dessen Unterhalt bei den Stadtwerken etwa die gleichen Kosten: „Das neue Preissystem verteilt die Infrastrukturkosten nun gerechter auf alle Schultern“, führt Niklas Grewe aus. Dem gestiegenen Grundpreis wirkt die Reduzierung des Arbeitspreises entgegen. Er bildet den tatsächlichen Energieverbrauch ab und sinkt von netto 81,84 Euro auf zukünftig 45 Euro. So haben auch kleinere Abnehmer Vorteile vom neuen Berechungssystem: „Wenn die Heizung in strengen Wintern mal deutlich mehr läuft als in milden, muss bei der Rechnung aber niemand ins Schwitzen kommen. Denn im Vergleich zum alten Preissystem bleiben die Kosten in kalten Wintern kalkulierbar“, berichtet der SWN-Sprecher. Der Arbeitspreis beinhaltet künftig auch eine mengenbasierte Emissionsabgabe auf fossile Brennstoffe. Denn obwohl die Stadtwerke Neumünster die Fernwärme größtenteils durch Abfallverwertung produzieren, muss in Spitzenzeiten auch Kohle, Heizöl und Gas zur Wärmegewinnung eingesetzt werden. Für diese Energieträger muss eine CO2-Abgabe bezahlt werden.

Mehr Transparenz durch Preisgleitklausel
Die Fernwärmepreise werden künftig jährlich auf Basis einer sogenannten Preisgleitklausel neu bewertet. Sie orientieren sich an der Kostenentwicklung in Deutschland. Grundlage der Bewertung sind öffentliche Indizes des Statistischen Bundesamtes, wie zum Beispiel die Lohnentwicklung oder die Investitionsentwicklung. Aber auch die Preisentwicklung für Brennstoffe an den Rohstoffmärkten fließt mit ein. „Die genaue Preisformel ist dadurch zwar komplex, aber nachvollziehbar und transparent“, erklärt Niklas Grewe. Und er betont: „Je nach Entwicklung der Indizes kann es zu Preissteigerungen aber auch zu Preisreduzierungen kommen, die wir über die Preisgleitklausel an unsere Kundinnen und Kunden weitergeben.“


Was bedeutet das für die Kunden?
Als Beispiel: Während Besitzer eines Einfamilienhauses mit einer Anschlussleistung von 5 kW bei einem Jahresverbrauch von 10.000 kWh Fernwärme im alten System rund 150 Euro Grundpreis netto und 818 Euro Arbeitspreis zahlen mussten, reduziert sich der Arbeitspreis im neuen Preismodell auf etwa die Hälfte (450 Euro), während der Grundpreis auf 650 Euro ansteigt. Insgesamt kämen in diesem Beispiel Mehrkosten von rund 200 Euro auf Besitzerinnen und Besitzer zu, was einer Steigerung von circa 14 Prozent entspricht. Im Vergleich dazu würden die Kosten bei einem Mehrfamilienhaus mit einer Anschlussleistung von 50 kW und einem Verbrauch von 90.000 kWh um rund 5,4 Prozent steigen. Wie die Kosten dann auf die einzelnen Wohneinheiten umgelegt würden, liegt in den Händen der Hauseigentümer. In Fällen mit anderen Leistungsparametern können die Preisänderungen auch höher ausfallen. Die Stadtwerke bieten hierzu eine individuelle Beratung an.


Kunden können sich zu dem Thema Fernwärme an die Telefonnummer 04321-202-2202 wenden oder eine E-Mail senden an info-fernwaerme.net. Weitere Informationen und einen Beispieltarifrechner gibt es unter www.swn.net/fernwaerme