SWN-Verkehr: E- & Kleinbus im Testeinsatz

Neumünster (swn). Die Stadtwerke Neumünster (SWN) fahren seit der vergangenen Woche einen vollelektrischen Stadtlinien-Bus im Testbetrieb. Das Fahrzeug, ein Mercedes eCitaro, ist für zwei Wochen auf den Straßen Neumünsters unterwegs. Des Weiteren hat die SWN Verkehr im Februar auch einen Mini-Bus getestet. Das Fahrzeug ist besonders für die Linien in Stadtteilen mit engen Straßen und in den Abendstunden geeignet. SWN testet die Fahrzeuge, um Erfahrungen zu sammeln, wie der öffentliche Nahverkehr in Neumünster weiterentwickelt und der Service für die Fahrgäste ausgeweitet werden kann.

Das vollelektrischbetriebene Fahrzeug ist von außen nur durch die Farbe von den anderen Bussen der Stadtwerke Neumünster zu unterscheiden, dabei ist der Unterschied gewaltig: Der Mercedes eCitaro fährt abgasfrei und fast geräuschlos. Er ist von Ende Februar bis Anfang März im Testbetrieb der SWN Verkehr GmbH. In Hamburg, Berlin, Mannheim und Heidelberg ist er bereits im Vollzeit-Einsatz. „Wir machen sehr gute Erfahrungen mit dem Fahrzeug, zum einen ist der Bus mit modernster Technik, wie einem Abbiegeassistent, ausgestattet und unterstützt somit die Fahrer bei ihrer Arbeit. Zum anderen ist das Fahrgefühl mit dem Elektro-Antrieb ein sehr angenehmes und modernes“, berichtet Sonja Kessal, Leiterin des SWN-Verkehrsbetriebs.

Der Antrieb des neuen eCitaro stützt sich auf die Elektroportalachse ZF AVE 130 mit Elektromotoren an den Radnaben. Die Peakleistung der Motoren beläuft sich auf 2 x 125 kW, das Drehmoment auf 2 x 485 Nm. Es steht systembedingt vom Start weg voll zur Verfügung und sichert eine angemessene Dynamik, selbst bei voller Besetzung. Mit den 12 Lithium-Ionen-Batteriepacks hat das Fahrzeug 292 kWh Batteriekapazität an Bord. Der eCitaro verfügt über eine Zusatheizgerät, das mit alternativen Kraftstoffen betrieben werden kann, dadurch beträgt die Reichweite im SORT2-Einsatz garantiert 150 Kilometer. Des Weiteren ist der Bus serienmäßig mit einer CO2-Wärmepumpe ausgestattet. „Auch den Fahrgästen fällt auf, dass es sich bei diesem Bus um ein sehr modernes Fahrzeug handelt. Besonders der niedrige Geräuschpegel kommt gut an“, führt Kessal aus.

Auch der neue Sprinter City 75, ein Mini-Bus von Mercedes, fuhr in den vergangenen Wochen durch Neumünster. Der dieselbetriebene Bus (Euro 6) ist speziell für den Stadtlinienverkehr entwickelt worden. Er hat 12 Fahrgastsitzplätze und einen Niederflurbereich, der extra auf mobilitätseingeschränkte Fahrgäste ausgerichtet ist. Breite Türöffnungen, niedrige Einstiegshöhen und Rampe machen es den Fahrgästen leicht, in den Bus zu gelangen. Das Fahrzeug ist sowohl durch seine Wendigkeit als auch durch den niedrigen Geräuschpegel gut für Wohnsiedlungen geeignet. „Besonders in den späteren Abendstunden oder auf Linien, welche eine geringere Nachfrage haben, ist der kleine Bus optimal. Die Fahrzeuggröße ist somit der Nachfrage angepasst und es kann deutlich Kraftstoff eingespart werden“, sagt die SWN-Bereichsleiterin. Der Kleinbus verbraucht rund die Hälfte eines normalen Linienbusses.

Die Stadtwerke leihen sich neue Fahrzeugtypen aus, um die Nutzbarkeit für den Stadtverkehr in Neumünster zu testen und die neusten Trends auf dem Markt zu verfolgen. Eine neue EU-Richtlinie („Clean Vehicles Richtlinie“) gibt vor, dass ab 2022 kommunale Verkehrsunternehmen ein Viertel ihrer Fahrzeuge mit emissionsfreien Antrieben beschaffen müssen. Durch die Test-Nutzung können praktische Erfahrungen für die Zukunft gesammelt werden. Für ein Verkehrsunternehmen in der Größe der SWN Verkehr ist das Vorhalten von mehreren Ladungs- und Wartungstechnik für unterschiedliche Antriebsarten nicht praktikabel und wirtschaftlich nicht abbildbar. Deshalb sind Tests verschiedener Antriebstechnologien im Stadtverkehr erforderlich, um eine Entscheidung zu treffen zu können.

Ein Bus im Neumünsteraner Stadtverkehr legt bis zu 350 km am Tag zurück, alle Busse zusammen rund 5.000 km am Tag. Wird der Fuhrpark komplett auf E-Mobilität umgestellt, ist also eine Neuorganisation der Bus-Umläufe erforderlich und damit eine Ausweitung des Fuhrparks. „Eine Technologie-Umstellung bringt also höhere Kosten mit sich. Abgesehen von der Gesetzgebung sind wir aber davon überzeugt, dass in den alternativen Antriebsarten die Zukunft liegt“, so Kessal. Unabhängig davon sind die Anschaffungspreis für einen E-Bus in der Regel doppelt so hoch wie für einen vergleichbarer Dieselbus, zu dem sind Investitionen in Lade- und Wartungstechnik erforderlich.